Verbraucherfrage

Wozu gibt es eigentlich diese Klebeetiketten auf Obst oder Gemüse? Es gibt sicher andere, bessere Alternativen, als sich auf jedem einzelnen Stück zu „präsentieren“. Kann der DFHV sowohl auf die Erzeuger als auch auf die Handelsstufen einwirken, damit dieser „Unfug“ beendet wird?

Seit längerem ärgert mich die Unsitte, auf vielen Früchten jeweils ein Etikett aufzukleben. Das ist meines Erachtens weder ökologisch noch sinnvoll, da diese nicht kompostierbar sind und ich sie immer vorsichtig entfernen muss, damit die Schalen umweltgerecht entsorgt werden können.

 

Der DFHV antwortet

Dass man persönlich die kleinen Etiketten auf den Früchten als unnütz ansehen kann, ist aus der geschilderten Perspektive nachvollziehbar. Aber man kann die Etiketten nicht pauschal als Unfug abtun, denn sowohl die Beteiligten in der Lieferkette wie auch andere Verbraucher finden sie sinnvoll. Die Sticker erfüllen bei loser (also unverpackter) Ware wichtige Funktionen:
  1. Die meisten Etiketten sind sogenannte PLU-Sticker. Der Begriff PLU steht für „Price look up“ und kommt aus dem angelsächsischen Wirtschaftsbereich.  Mit Hilfe kurzer Zahlencodes (in der Regel 4 stellig) kann an der Kasse eine bestimmte Ware identifiziert werden, sodass das Kassensystem den entsprechenden Preis zuordnen kann. Da wir bei Obst und Gemüse ein sehr breites Sortiment haben, kann das Personal an der Kasse bei loser Ware kaum alle verschiedenen Arten und Sorten unterscheiden. Durch einen PLU Code auf dem Sticker wird dies möglich. Eine Pomelo, eine Pínk Grape und eine normale Grapefruit können zum Beispiel sehr ähnlich aussehen, aber sehr unterschiedliche Preise haben.
  2. Besondere Zertifizierungen (Sozialstandards, Anbauverfahren, Umweltlabels) führen in der Produktion zu deutlich höheren Kosten. Damit sich dies in den Preisen widerspiegelt und damit den jeweiligen speziellen Verbraucherinteressen bei der losen Ware Rechnung getragen wird, gibt es auch hier manchmal Sticker. Aus Sicht der Produzenten ist es nur gerecht, wenn FairTrade- oder Bioware von „normaler“ Ware unterschieden werden kann.
  3. Auch besondere Marken und damit verbundene Qualitätsversprechen führen bei vielen Verbrauchern zu dem Wunsch, dass diese Ware unverwechselbar auch als lose Ware präsentiert werden kann. Hier sind die kleinen Klebesticker oftmals die einzige und/oder günstigste Lösung.
  4. Frisches Obst und Gemüse wird weltweit gehandelt. Bei Obst haben wir einen Selbstversorgungsgrad, der lediglich bei 20 % liegt. Daher müssen wir uns auch in Deutschland ein wenig an die Gepflogenheiten auf dem Weltmarkt Wenn jemand andere, bessere Alternativen zu Kennzeichnung anbieten kann, wird sich das wahrscheinlich sehr schnell am Markt durchsetzen.
  5. Noch eine Anmerkung zur Ökologie: Seit geraumer Zeit werden große Anstrengungen unternommen, um die Sticker komplett kompostierbar zu machen – das ist bei dem (lebensmittelechten) Kleber der Fall und soll auf das Papier und die Druckfarben ausgeweitet werden. Selbst wenn alle Sticker kompostierbar sind, sollte man sie vielleicht trotzdem besser abmachen. Papiertaschentücher sind auch kompostierbar, aber die wirft man ja auch nicht einfach so weg.